Wir hatten dieses Mal den Nachtflug erwischt. Um 2:50 Uhr wurde gebordet und sechs Stunden später kamen wir müde in Fidschi an. Unser erster Eindruck von Fidschi war eine dreckige und mit klapprigen Autos übersäte Hauptstadt namens Nadi. Wirklich gute ausgebaute Straße, geschweige denn Fußgängerwege gibt es kaum.
Im Hostel angekommen erfuhren wir auch gleich was unser verpasster Flug für Auswirkungen hatte. Wir mussten nur eine Nacht bezahlen, obwohl wir zwei Nächte nicht genutzt hatten. Das war sehr erfreulich zuhören. Am nächsten Morgen sahen wir uns Nadi an und waren geschockt. Wir konnten keine fünf Meter laufen ohne angesprochen zu werden. Da die Haupteinnahmen der Fidschianer aus dem Tourismus kommen, meint natürlich jeder Händler die besten und billigsten Waren zu verkaufen. Außerdem riet uns jeder vierte Passant, dass wir unbedingt zum Markt gehen sollten. Dieser war in zwei Hälften geteilt, eine bestand nur aus Gemüse- und Obstständen, der andere aus Kavaständen.
Nach den Tagen auf dem Festland hatten wir uns ein etwas anderes Airbnb-Inserat ausgesucht. Die Unterbringung sollte aus einem Bure (kleine Holz-/Strohhütte) innerhalb eines abgelegenen Dorfes, dem Navotua Dorf, bestehen. Das Dorf liegt auf den Yasawa Inseln und ist nur durch die Fähre zu erreichen. Der Anzeige war außerdem zu entnehmen, dass wir zur Anerkennung des Häuptlings Kava mitbringen sollten. Kava ist die Wurzel der Kavapflanze, welche zum Zubereiten des gleichnamigen Getränks benutzt wird. Desweiteren sollte man sich an den Dresscode halten. Das bedeutet, dass Frauen nicht zu viel Haut zeigen dürfen und die Beine zu bedecken sind. Wir waren sehr gespannt, wie sich die vier Tage, die wir dort verbrachten sollten, entwickeln würden. Zu alledem gab es für die Unterkunft keine Bewertungen von anderen Reisenden. Aus den oben genannten Gründen kauften wir uns einen Bündel Kavawurzeln und jeweils einen traditionellen Sulu, welche eine Art Rock ist, der von Frauen sowie von Männern getragen werden kann.
Die Fähre zu den Yasawa Inseln brauchte ungefähr vier Stunden. Sie hielt mitten auf dem Meer und von dort kamen wir nur mit einem kleinen Boot weiter. Das Boot wurde von Big Joe gesteuert (Big Joe war gar nicht so Big :D). Er nahm uns auf und brachte uns mit einem anderen jungen Pärchen zum Navotua Dorf. Dort angekommen bestand unser Empfang aus einem Lied, das einige Frauen des Dorfes für uns sangen. Danach stand die Begrüßung des Oberhauptes an. Wir waren ganz angespannt, wie dieses Ritual von statten gehen sollte. Hierzu hatten die höherrangigen Männer bereits auf einer Strohmatte Platz genommen. Wir saßen uns dazu, mussten uns kurz vorstellen und gaben ihm unsere Kavawurzel, die wir am Tag zuvor gekauft hatten. Wir fühlten uns sehr unwohl, weil nicht viele Wörter gewechselt wurden und die Anwesenden sich untereinander auf Fidschianisch unterhielten. Danach war erstmal Mittagessen angesagt. Unser Mittag- und Abendessen sollte nach der Erklärung von den Betreuerinnen Mela und Ma jeweils in einer anderen Familie stattfinden. So dass wir am Ende fast das ganze Dorf kennengelernt hatten. Das erste Essen bekamen wir bei Katharina. Sie servierte uns leckere Landkrabben (Krabben gefüllt mit Kokosmilch und Zwiebeln), Kasava (ähnlich wie unsere Kartoffeln) und Spinat. Jedes dieser Essen aßen wir gemeinsam mit dem jungen Pärchen Dominica und André, die aus einem unserer Nachbarstaaten der Tschechischen Republik stammen. Unsere Mahlzeiten bestanden aus Frühstück, Mittagessen, Afternoon-Tea mit süßen Gebäck und Abendessen. Nur das Frühstück und den Afternoon-Tea bekamen wir immer am gleichen Ort, nämlich bei Mela.
Die Nächte verbrachten wir in unserem eigenen Bure, welches mit einem Bett und einem Tisch eingerichtet war und direkt am Strand lag. Ziemlich spärlich ausgestattet, aber vollkommend ausreichend für unseren Aufenthalt. Schließlich sind wir gekommen um etwas von der Kultur und den Einwohner zu lernen.
Am nächsten Morgen wurden wir vom freilaufenden Hahn geweckt, der wie wild vor unserem Bure krähte.
Dennoch waren wir ausgeschlafen und freuten uns auf den bevorstehenden Tag. Der Plan bestand aus einem gemütlichen Frühstück bei Mela und danach einer Führung durch das ganze Dorf. Ma zeigte uns die Plantage mit den dazugehörigen Schweineställen und die Schule. Hierbei bekamen wir von den jeweils zwei Klassen (Vorschule und Schule) mehrere Lieder vorgesungen, von welchen wir sogar die einen oder anderen kannten. Weiter ging es zum Gemeinschaftsraum/-haus. Hier gab es das einzige Solarpanel, welches zum Laden der Handy´s benutzt wurde. Trinkwasser gab es nur durch das Auffangen des Regens über die Dächer und des Berges. Nach knapp zwei Tagen bemerkten wir schnell, dass es unserem Magen nicht so gut bekam.
Beeindruckend war, dass diese Menschen täglich um ihr Essen kämpfen müssen und deren Zukunft ungewiss ist und trotzdem unglaublich glücklich waren. Mela erzählte uns an einem sonnigen Morgen, dass sie sieben Kinder hätte und die meisten auf einer anderen Insel leben. Leider habe sie kaum Kontakt zu ihnen, da die Fahrt ca. 8€ koste und sie sich das nicht leisten könne. Das machte uns ein wenig traurig und nachdenklich. Toll fanden wir die abendlichen Runden, bei denen meist das ganze Dorf teilnimmt. Hierbei wird das aus den Kavawurzeln gewonnene Pulver in Wasser gelöst. Das Kavawasser ist am besten mit Matschwasser zu beschreiben, welches traditionell aus Kokosnussschalen getrunken wird. Vor jedem Trinken muss einmal und danach dreimal in die Hände geklatscht werden. Das Getränk betäubt die Zunge und nach weiteren Schlücken fühlten wir uns schwindelig.
Die meiste Zeit verbrachten wir mit Essen, zu mindestens fühlten wir uns so. Trotzdem unternahmen wir einige schöne Ausflüge mit Dominica und André, wie eine Wanderung zum „Hafen“ (das war einfach nur ein verdreckter Strand), Bootstour zu einer Höhle und Tauchen.
Wir hatten eine super schöne Zeit und eine einprägsame Erfahrung erlebt, an die wir uns noch lange erinnern werden. Es zeigte uns, dass wir mit dem was wir haben zufrieden sein sollten. Am Ende gingen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Die weiteren zwei Tage verbrachten wir in einem wundervollem Resort, welches auf der Nachbarinsel von dem Navotua Drof liegt. Hier spürte man nichts mehr von der Armut, sondern nur noch vom Tourismus. Danach ging es für uns wieder aufs Festland, wo wir am nächsten Morgen nach Sydney flogen.
Bilder
Sina und Hanes,
Wunderbare Lektüre über Ihre Abenteuer in Fuji, in der Hoffnung, dass Ihr Aufenthalt gut läuft und auf der Suche nach vorne, um aufzuholen bald wieder.
Haben Sie einen wunderbaren Tag,
Dein Freund,
Ben